Hallo!
Unsere 9 jährige Tochter bereitet uns zunehmend Sorgen. In den letzten Wochen ist sie oft krank, klagt über Bauchschmerzen, Schwindel, Übelkeit. Ich schwanke immer wieder zwischen ernsthaften Sorgen um ihre körperliche Gesundheit und dem Verfestigen von psychosomatischen Beschwerden. Im Moment laufen Untersuchungen beim Arzt um organisches auszuschließen. Sie war schon immer eher anhänglich und trennungsängstlich am Abend. vor allem von mir als Mama konnte sie sich früher schlecht trennen, hat als Baby dann viel geschrieen und wurde lange gestillt. Sonst kenne ich sie eigentlich eher als mutiges soziales und aufgeschlossenes Mädchen mit vielen sozialen Kontakten. Dominanten Kindern gegenüber (u.a. ihre beste Freundin) ist sie allerdings eher schüchtern und kann nur schlecht Nein sagen. Seit 3 Wochen ist sie immer wieder krank, klagt über Bauchschmerzen und möchte an verschiedenen Aktivitäten nicht teilnehmen. Beispiele: Die Teilnahme am Leichtathletiktraining, bei einer Aufführung zum tanzen auf die sie ein Jahr lang geprobt hat und lange entgegen gefiebert hat und bei einem Ausflug zum Kletterpark mit der Kommunionsgruppe mussten kurzfristig abgesagt werden. Sie liegt dann im Bett oder klammert sich tränenüberströmt an mich und sagt ihr ginge es nicht gut. Sie steigert sich dann immer mehr rein, wird blass, schreit und weint. Wenn sie dann nicht mehr der potentiellen Angst ausgesetzt ist, geht es ihr wieder gut und sie spielt fröhlich. Als einen möglichen Auslöser können wir uns die bevorstehende Klassenfahrt in drei Wochen vorstellen. Zu Beginn durften wir über dieses Thema gar nicht sprechen, weil sie sich das nicht vorstellen konnte. Obwohl sie das früher tat, kann sie mittlerweile auch nicht mehr bei der Oma übernachten. Eine Übernachtung bei anderen Kindern hat erst einmal zuletzt vor vier Jahren stattgefunden. Seitdem die Klassenlehrerin versprochen hat, dass sie abgeholt werden kann, wenn es nicht klappt, kann sie sich vorstellen mit zu fahren. Dennoch zeigen sich diese starken Ängste im Alltag. Diese Woche war sie auch nicht in der Schule, weil sie über Schwindel, Bauchschmerzen und Übelkeit klagte. Ich als Mutter fühle mich zunehmend hilflos. Dies zeigt sich unter anderem durch Genervtheit und teils auch Gereiztheit und Aggressivität in mir. Ich weiß, dass das falsch ist. Dennoch fällt es mir schwer angemessen auf ihr Verhalten zu reagieren. Ich möchte
ihre Bedürfnisse wahrnehmen und berücksichtigen, ihre Angst ernst nehmen. zum anderen möchte ich Sie dabei unterstützen, sich ihren Ängsten zu stellen. Es gelingt mir bisher nicht, eine gute Balance zu finden. Es erinnert mich auch etwas an ihre Trennungsängstlichkeit im Kleinkindalter. Sie selbst scheint auch hin und her gerissen, sagt oft „weiß ich nicht“, kann ihre Gefühle nicht benennen, fühlt sich wahrscheinlich unsicher. In den Situationen selbst bzw. davor schreit und weint sie dann bei mir. Entschuldigt, dass es nicht geht. Vor 2 Wochen war ich bereits mit ihr in der Jugendherberge, in der die Klassenfahrt stattfindet, um ihr die Vorfreude zu erleichtern. Es hat ihr gut gefallen, allerdings weiß ich nicht ob es den Druck vielleicht sogar erhöht hat. Andere mögliche Auslöser waren evtl, dass ich im letzten Jahr sehr viel arbeiten musste (vorher meist Teilzeit, jetzt im Referendariat mehr als Vollzeit und sehr viel Stress und Anspannung, was sich auch auf der Paarebene zeigt). Ich weiß einfach nicht weiter und schaffe es nicht aus meiner Hilflosigkeit raus zu kommen. Was kann ich tun, um ihr zu helfen? Eine gute Balance zwischen anerkennen und ernst nehmen der Ängste und auf der anderen Seite in Richtung Teilnahme an so schönen Aktivitäten. Bisher gelingt es mir nicht. Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig, weil ich glaube dass ihr das gut tun würde wenn sie an Dingen teilnimmt, zum anderen weil es sich nicht verfestigen soll. Allerdings kann und will ich sie zu nichts zwingen.
jetzt habe ich viel geschrieben.
Vielen Dank für Ihre Antwort und Hilfe.
Guten Morgen,
in meiner langen beruflichen Tätigkeit hatte ich immer wieder genau solche oder sehr ähnliche Situationen in der Beratung.
Kinder, die gern mitfahren/ mitmachen möchten, aber deren innere Ängste/ Befürchtungen sie hindern, diese an sich schönen Dinge zu bewältigen.
Sie schreiben ja, dass sie einige Sachen wie die Reiterferien schafft, wenn auch ohne Übernachtung, aber mit für sie fremden Kindern.
Wenn ich richtig verstanden habe, dann möchte Ihre Tochter das aber gern erleben. Dann suchen Sie mit ihr kleinste Schritte, die sie bewältigen kann. Oma, die sie ins Bett bringt, weil Sie mal ausgehen. Sagen Sie auch, dass es für Erwachsene wichtig ist, mal etwas mit Freunden oder als Paar zu unternehmen. Wovor hat sie Angst, dass sie nicht wiederkommen?
Manchmal hilft auch eine Freundin der Tochter einzuladen und irgendwann es auch anders herum zu probieren.
Wir als Erwachsene sehen, Kind, du verpasst ganz viel. Sie sieht vielleicht, was passiert zu Hause, wenn ich nicht da bin, nicht aufpasse? Gibt es etwas, was sie erlebt haben könnte? Krankenhausaufenthalte z.B.? Jemand ist zu spät gekommen, oder ist jemand gestorben?
Zeigen Sie Ihrem Kind, was sie alles kann, wo sie was allein schafft und das kann Mut machen. Das Fernziel ist die Klassenfahrt, bis dahin keine Schritte.
Sie helfen sich und Ihrem Kind, wenn Sie sehen, was sie schafft und mit dem jetzt kleine Schritte weitergehen. Wir machen eher die größeren😀.
bke-Claudia Rohde
Meine Wut und Genervtheit sind sicher auch ein Teil meiner Hilflosigkeit. Obwohl ich selbst früher mit Kindern und Familien in Beratung und Therapie gearbeitet habe, bin ich natürlich in meinem System und Mustern „gefangen“. Ich habe auch schon darüber nachgedacht für unsere Tochter Hilfe von Außen aufsuchen.
Vielleicht haben Sie noch Gedanken zu dieser Situation oder können mir helfen meine Hilflosigkeit zu überwinden und mir und ich ihr mehr Sicherheit zu geben!?
Vielen Dank für Ihre Antwort und liebe Grüße
Hallo! Mittlerweile ist ein bisschen Zeit vergangen. Die Klassenfahrt ist überstanden. Sie musste zwar nach einer Nacht abgeholt werden, aber durfte dann durch die liebe Lehrerin am nächsten Morgen wieder kommen.
Dennoch möchte ich mich noch mal an Sie wenden, weil die Ängste in ähnlicher Form geblieben sind. Tagsüber schafft sie es zwar diese mit etwas Druck zu überwinden, wie zB an reiterferien (ohne Übernachtung aber mit fremden Kindern) teilzunehmen obwohl sie kurz vorher sehr verzweifelt ist und sich weinend an uns klammert.
Wenn es aber darum geht auch mal jetzt in den Ferien von der Oma ins Bett gebracht zu werden (was früher immer gut geklappt hat), weint sie und klammert noch mehr. Wenn wir wie jetzt bei der Oma zu Besuch/in den Ferien sind will sie zB auch bei uns Eltern im Bett schlafen.
Mittlerweile fällt es mir zunehmend schwerer auf sie einzugehen, weil ich es einfach nicht verstehen kann. Ich reagiere oft gereizt und genervt. Ich will ihr zwar gut zureden (wobei ich auch nicht weiß, ob das was hilft), aber ich merke dass ich eigentlich eher richtig genervt bin und dann eher „Androhungen“ mache, dass es mir so zu anstrengend ist und wir dann die Ferien abbrechen und nach Hause fahren oder Ähnliches. Ich verlange nicht, dass sie ein paar Tage oder nur eine Nacht woanders schläft, aber ich möchte auch mal wieder mit meinem Mann oder mit Freundinnen ein paar Stunden alleine verbringen.
Meine Wut und Genervtheit sind sicher auch ein Teil meiner Hilflosigkeit. Obwohl ich selbst früher mit Kindern und Familien in Beratung und Therapie gearbeitet habe, bin ich natürlich in meinem System und Mustern „gefangen“. Ich habe auch schon darüber nachgedacht für unsere Tochter Hilfe von Außen aufsuchen.
Vielleicht haben Sie noch Gedanken zu dieser Situation oder können mir helfen meine Hilflosigkeit zu überwinden und mir und ich ihr mehr Sicherheit zu geben!?
Vielen Dank für Ihre Antwort und liebe Grüße
Hallo Jumia,
danke für Ihr mutmachendes Posting, andere Eltern fühlen sich dadurch sicher auch bestärkt, dran zu bleiben. Ihrer Tochter wünsche ich schnelle Genesung. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es Kinder "wachsen" lässt, wenn sie so einen Sturz bewältigt haben. Es ist ok, vor Gefahren Angst zu haben, sogar wichtig. Sonst hätte uns der Säbelzahntiger alle gefressen und die Menschheit hätte nicht überlebt. 😏 Mutig ist dann aber, sich den Gefahren zu stellen, zum Arzt zu gehen, die blutende Wunde zu beobachten und sich dann auch wieder aufs Rad zu setzen.
Ganz viele Grüße
bke-Stephan-Bäcker
Guten Morgen Jumia,
willkommen in unserem Elternforum. Mein Nickname ist bke-Stephan-Bäcker und ich gehöre zum Moderationsteam. Erst einmal zum unwichtigen Teil: Ihr Posting war 2 mal veröffentlicht, ich habe eines gelöscht.
Sie machen sich Sorgen um Ihre Tochter, weil sie gerade die schönen Dinge, die sie fördern würde und ihr auch gut tun würden nicht genießen kann. Und Sie fragen sich, ob Sie alles richtig machen. Ok, Sie machen bestimmt nicht alles richtig, weil das einfach niemand kann ;-). Aber ich lese, was Sie alles machen und das beeindruckt mich: Sie nehmen die Sorgen und Nöte Ihrer Tochter ernst, sind geduldig, gehen auf sie ein, erklären viel, machen keinen Druck. Für mich liest sich das sehr passend. Aber auch sehr anstrengend, weil der "Erfolg" - noch - nicht eingetreten ist.
Wegen der Klassenfahrt haben Sie eine gute Regelung gefunden: Wenn es gar nicht gehen sollte, hole ich Dich ab. Und es ist ok, niemand wird deshalb mit Dir schimpfen. Zumindest habe ich das so verstanden. Natürlich spürt Ihr Kind dennoch einen Druck. Mama ist enttäuscht, wenn ich das nicht schaffe. Das lässt sich ja nicht leugnen. Aber vielleicht würde es helfen, wenn Ihr Kind merkt: Mama ist enttäuscht, weil es mir denn nicht so gut geht. Nicht, weil ich etwas nicht kann.
Ich kann mir vorstellen, dass kleine Aufgaben im Alltag helfen könnten, um die Begegnungen mit anderen Menschen selbstverständlicher werden zu lassen: Dem Briefträger die Tür öffnen, in der Bäckerei die Brötchen bestellen, wenn das klappt, auch alleine in die Bäckerei gehen. Wenn das Telefon klingelt, geht die Tochter mal dran. Die Nachbarin bitten, ob sie ein Ei übrig hat. ... Solche Dinge. Sicher fallen Ihnen noch mehr kleine Herausforderungen ein, die in die gleiche Richtung gehen?
Tatsächlich braucht es vielleicht noch ein wenig mehr Geduld. Mut machen, Enttäuschungen gemeinsam aushalten. Und immer wieder die Dinge benennen, die gut laufen.
Das sind meine ersten Gedanken zu Ihrem Anliegen. Ich kann mir gut vorstellen, dass vielleicht auch noch andere Eltern Ideen dazu haben (ja, ich winke hier mit dem Zaunpfahl :-)).
Vielleicht möchten Sie schreiben, wie es Ihnen mit diesen Ideen geht und welche Erfahrungen Sie gemacht haben?
Ihnen ganz viele Grüße,
bke-Stephan-Bäcker
Hallo!
Vielen lieben Dank für Ihre ausführliche Antwort!
Letzte Woche ist so viel passiert, dass ich erst jetzt zum antworten komme.
Es gab einige kleine Herausforderung: ihr fielen einige Dinge plötzlich sehr schwer. Wir mussten von einem Volksfest nach Hause gehen, weil es ihr zu viel war zwischen den vielen Menschen. Am nächsten Tag hat sie es aber mit Hilfe geschafft. Dann wollte sie nicht in die Schule, hat es unter Tränen geschafft. Beim Arzt hat sie keine Untersuchung zugelassen weil sie Angst hatte…
Sie haben Recht, Ich mache wahrscheinlich schon viel. Der Hinweis, dass es ihr vielleicht dann trotzdem Druck machen kann stimmt.
Letzte Woche hat es ihr gut geholfen, ihr die von ihr gewünschte Sicherheit zu geben, sie aber auch immer mdl wieder etwas zu schubsen.
Das waren dann wirklich kleine Dinge, die sie zwar sonst schafft, aber da gerade noch mal ein bisschen mehr Unterstützung braucht. Wie zb wir bringen dich zu deinem Sport und bleiben ein bisschen, bis du uns ein Zeichen gibst oder wir denken, dass du es schaffst.
Auch Ihre Tipps mit noch kleinen eingebauten Mutigkeitsschritten ist eine gute Idee.
diese Woche waren es allerdings eher Dinge, die sie vor kurzem noch konnte, jetzt aber noch mal ein bisschen Hilfe braucht.
Bzgl der Klassenfahrt denke ich, dass wir so auch ganz gut fahren. Evtl spreche ich noch mal gemeinsam mit ihr und der Lehrerin.
Um ihr Selbstbewusstsein etwas zu stärken hatte ich ihr eine geliebte Reitstunde ausgemacht.
Leider ist sie jetzt gestern mit dem Rad gestürzt und hat sich am Fuß verletzt, so dass das nicht klappt. Auch die Fahrt steht noch auf der Kippe 🙈.
Komischerweise hat diese Verletzung, bei der sie genäht werden musste, sie irgendwie sogar auch gestärkt. Sie hat gemerkt, dass wir da waren und ganz schön tapfer war…
Vielen Dank, dass Sie mir auch Sicherheit gegeben haben! Man selbst sieht das ja oft nicht so!
liebe Grüße
Guten Morgen Jumia,
willkommen in unserem Elternforum. Mein Nickname ist bke-Stephan-Bäcker und ich gehöre zum Moderationsteam. Erst einmal zum unwichtigen Teil: Ihr Posting war 2 mal veröffentlicht, ich habe eines gelöscht.
Sie machen sich Sorgen um Ihre Tochter, weil sie gerade die schönen Dinge, die sie fördern würde und ihr auch gut tun würden nicht genießen kann. Und Sie fragen sich, ob Sie alles richtig machen. Ok, Sie machen bestimmt nicht alles richtig, weil das einfach niemand kann ;-). Aber ich lese, was Sie alles machen und das beeindruckt mich: Sie nehmen die Sorgen und Nöte Ihrer Tochter ernst, sind geduldig, gehen auf sie ein, erklären viel, machen keinen Druck. Für mich liest sich das sehr passend. Aber auch sehr anstrengend, weil der "Erfolg" - noch - nicht eingetreten ist.
Wegen der Klassenfahrt haben Sie eine gute Regelung gefunden: Wenn es gar nicht gehen sollte, hole ich Dich ab. Und es ist ok, niemand wird deshalb mit Dir schimpfen. Zumindest habe ich das so verstanden. Natürlich spürt Ihr Kind dennoch einen Druck. Mama ist enttäuscht, wenn ich das nicht schaffe. Das lässt sich ja nicht leugnen. Aber vielleicht würde es helfen, wenn Ihr Kind merkt: Mama ist enttäuscht, weil es mir denn nicht so gut geht. Nicht, weil ich etwas nicht kann.
Ich kann mir vorstellen, dass kleine Aufgaben im Alltag helfen könnten, um die Begegnungen mit anderen Menschen selbstverständlicher werden zu lassen: Dem Briefträger die Tür öffnen, in der Bäckerei die Brötchen bestellen, wenn das klappt, auch alleine in die Bäckerei gehen. Wenn das Telefon klingelt, geht die Tochter mal dran. Die Nachbarin bitten, ob sie ein Ei übrig hat. ... Solche Dinge. Sicher fallen Ihnen noch mehr kleine Herausforderungen ein, die in die gleiche Richtung gehen?
Tatsächlich braucht es vielleicht noch ein wenig mehr Geduld. Mut machen, Enttäuschungen gemeinsam aushalten. Und immer wieder die Dinge benennen, die gut laufen.
Das sind meine ersten Gedanken zu Ihrem Anliegen. Ich kann mir gut vorstellen, dass vielleicht auch noch andere Eltern Ideen dazu haben (ja, ich winke hier mit dem Zaunpfahl :-)).
Vielleicht möchten Sie schreiben, wie es Ihnen mit diesen Ideen geht und welche Erfahrungen Sie gemacht haben?
Ihnen ganz viele Grüße,
bke-Stephan-Bäcker